Michael Jackson

Michael Jackson
Michael Jackson
 
Vom Wunderkind zum »King of Pop«
 
Michael Joseph Jackson kam am 29. August 1958 in Gary, Indiana, als siebtes von insgesamt neun Kindern des Stahlarbeiters Joe und der Verkäuferin Katherine Jackson (geborene Scruse) zur Welt. Die Eltern - und insbesondere Vater Joe, der selbst mit einer Gruppe namens »The Falcons« gespielt hatte - förderten die musikalische Ausbildung ihrer Kinder, drängten jedoch gleichzeitig auf Erfolge (Michaels Schwester LaToya berichtete 1989 in ihrer Autobiografie über die problematische Kindheit). Nachdem bereits die drei älteren Brüder Jackie (* 1951), Tito (* 1953) und Jermaine (* 1954) begonnen hatten, in ihrer Heimatstadt als »The Jackson Family« aufzutreten, schlossen sich 1963 auch Marlon (* 1957) und der kleine Michael der Gruppe an. Nun als »The Jackson Five« machte sich die Aufsehen erregende Kindergruppe einen Namen und trat bald im Vorprogramm von Soulgrößen wie »Sam & Dave«, den »Temptations« oder Gladys Knight auf. Letztere machte den Chef der legendären »schwarzen« Plattenfirma »Tamla-Motown«, Berry Gordy, auf die Brüder aufmerksam, und dieser nahm sie 1969 unter Vertrag. Noch im gleichen Jahr hatte die Gruppe mit »I want you back« einen Nummer-1-Song in den amerikanischen Charts. Michael, der Jüngste und Begabteste und eigentliche Mittelpunkt der zunehmend erfolgreichen »Jackson 5«, wie sie nun hießen, erhielt 1971 einen Solovertrag und veröffentlichte bis 1975 einige LPs und Singles, von denen »Ben« (1972) mit einer Spitzenplatzierung in der Hitparade die erfolgreichste war.
 
Michael hatte beständig auch mit seinen Brüdern weitergearbeitet und stieg 1975 wieder voll ein. Das Familienunternehmen firmierte nach Streitigkeiten mit Motown und der Auflösung eines nach ihrer Auffassung ausbeuterischen Knebelvertrags nun unter der Bezeichnung »The Jacksons« (bei der Plattenfirma Epic; Motown behielt die Rechte an den frühen Arbeiten aller Jacksons und profitierte von Michaels späterem Ruhm, indem immer wieder Sampler veröffentlicht wurden). Anstelle von Jermaine, der eigene Wege ging, sang nun Randy (* 1962), und bei Liveauftritten halfen die Schwestern LaToya (* 1956), Rebbie (* 1950) sowie Janet (* 1966) aus. Nach mäßigen Erfolgen mit eingängiger Tanzmusik (z. B. »Blame it on the boogie«, 1978) machte sich Michael 1979 erneut selbstständig, um auf Anhieb mit »Don't stop 'til you get enough« (und der LP »Off the wall«) einen Riesenhit zu landen. Diesen Erfolg verdankte er einem Mann, den er im Vorjahr bei der Produktion des Films »The wiz« (eine »schwarze« Variante des Erfolgsmusicals »The wizard of Oz«; mit Diana Ross, einer seitdem engen Freundin, in der Hauptrolle und Michael als Vogelscheuche) kennen gelernt hatte und der für Michaels weitere Karriere die höchste Bedeutung haben sollte: dem Komponisten und Produzenten Quincy Jones. 1980 gesellte er sich wieder zu seinen Geschwistern, um deren Album »Triumph« zu promoten, und gemeinsame Auftritte mündeten in dem fulminanten Konzertalbum »The Jacksons - live!« (1981).
 
 »Thriller« - ein Jahrhundertalbum
 
Zu diesem Zeitpunkt war Michael nicht nur ein angesehener Künstler, sondern, was angesichts seiner späteren Erfolge gern vergessen wird, bereits ein absoluter Superstar. Anfang 1980 hatte er bei den renommierten »American Music Awards« kräftig abgeräumt und sogar einen Grammy bekommen (für »Don't stop 'til you get enough«). Im Mai des Jahres war er der erste männliche Künstler, dem es gelang, vier Songs aus einer LP (»Off the wall«) zu Hits zu machen - ein Rekord, den er bald darauf selbst brechen sollte. Die Singleauskopplung »Girlfriend« wurde im Juli dann zwar nicht zum fünften Hit, doch sie sorgte für eine weitere wichtige Verbindung. Geschrieben hatte den Song nämlich Paul McCartney, Exbeatle und Erfolgskomponist, den Michael im Dezember 1981 anrief und nun zu einer anderweitigen Zusammenarbeit einlud. Der von Michael geschriebene und von beiden im Duett gesungene Song »The girl is mine« eröffnete im November 1982 einen Reigen von insgesamt sieben »Top-Ten«-Singles, die allesamt dem von Quincy Jones produzierten Album »Thriller« entstammten. »Thriller« erschien im Dezember 1982 und wurde schnell zu einem Meilenstein der Musikgeschichte. Die Platte schoss in sämtlichen westlichen Ländern an die Spitze der Hitparaden, hielt sich in den USA 37 Wochen auf Platz 1, wurde das meistverkaufte Album aller Zeiten (25 Millionen Exemplare allein im ersten Jahr, über 40 Millionen bis heute) und brachte Michael und seinem Team zwölf (!) Grammy-Nominierungen ein. Songs wie »Billie Jean« (über Jahre verbindlicher Klangmaßstab für Toningenieure und Mixer), »Beat it« (mit dem legendären Gitarrensolo des damals noch weitgehend unbekannten Eddie Van Halen) oder das Titelstück (mit Horrorthematik und der tiefen Sprechstimme des Horrordarstellers Vincent Price) prägten das Jahr 1983, und ihr Erfolg bei den Plattenkäufern war für den Musikvideosender MTV ausschlaggebend dafür, dass ab diesem Zeitpunkt auch Videos »schwarzer« Künstler gesendet wurden. Dieser begrüßenswerten Entscheidung verdankte ein riesiges musikinteressiertes Fernsehpublikum einige herrliche Momente (im Fall des von John Landis gedrehten »Thriller«-Videos gar 14 Minuten), denn Michael Jacksons Videos waren so originell wie aufwendig und avancierten bei ihrem jeweiligen Erscheinen stets zu viel diskutierten Großereignissen. Die ausgefeilten Choreografien, die das Multitalent Michael auch tänzerisch in den Mittelpunkt rückten, wurden von Tänzern in aller Welt als Inspiration und peinlich genau zu befolgende Vorlage akzeptiert. Im November 1983 revanchierte sich Michael bei Paul McCartney und sang mit ihm das Duett »Say, say, say«, das nun dem väterlichen Freund eine amerikanische Nummer 1 bescherte. Michaels Erfolgsjahr 1983, in dem er mit der Erzählplatte »E. T. - The extra-terrestrial« auch ein Herz für Kinder gezeigt hatte, ging mit dem Abschluss eines mit 5 Millionen Dollar dotierten Sponsorvertrags mit Pepsi Cola zu Ende.
 
 »Bad« & »Dangerous«
 
Hatte Michael Jackson 1983 hauptsächlich aufgrund seiner künstlerischen Arbeit im Mittelpunkt des Interesses gestanden, richtete sich das Augenmerk der Öffentlichkeit nun zunehmend auf Privates, auf sein so gut wie möglich abgeschottetes Leben in Encino, Kalifornien, seinen Kleinzoo (die berühmtesten Tiere waren Muscles, die Schlange, und Bubbles, der Schimpanse), seinen Gesundheitswahn, seine einsetzenden Schönheitsoperationen, die ihm das Gesicht eines Weißen geben sollten, und - last, but not least - seine Freundschaften mit Heldinnen wie Diana Ross oder Elisabeth Taylor sowie seine Liebeleien mit Superfrauen wie Brooke Shields oder Lisa Marie Presley, der Tochter und Erbin des »King of Rock 'n' Roll«. Psychologen behaupteten damals, sein Verhalten resultiere aus dem Umstand, dass Michael seine verlorene Kindheit auslebte bzw. diese nie überwunden hätte und an einer pathologischen Ichfixierung litt. In jedem Fall hatten seine geradewegs unglaubliche Popularität und sein riesiges Vermögen für ihn als Künstler den Vorteil, dass er unter besten Bedingungen absolut professionell arbeiten konnte. 1984 half er seinen Brüdern wieder einmal bei Aufnahme und Promotion ihres Albums »Victory«, das mit »State of shock« auch ein Duett von Michael und Mick Jagger enthielt, und 1985 schrieb er gemeinsam mit Lionel Ritchie »We are the world«, das, mit einer großen Anzahl amerikanischer Superstars aufgenommen, viel Geld zugunsten der hungernden Kinder in der ganzen Welt einspielte. In geschäftlicher Hinsicht erregte Michael Jackson Aufsehen, als er 1985 die Rechte an den über 200 Kompositionen von Lennon/McCartney ersteigerte (und dabei sowohl den Autor McCartney selbst als auch Lennons Witwe überbot), außerdem erneuerte er den Werbevertrag mit Pepsi für glatte 15 Millionen Dollar.
 
Bis 1987 ließ er sich mit seinem Nachfolgealbum Zeit, und als »Bad« auf den Markt kam, schien es, als ob sich der Megaerfolg von »Thriller« (mittlerweile 40 Millionen Mal verkauft) wiederholen könnte. Nicht nur, dass die Platte wieder in aller Welt auf Platz 1 der Charts schoss - sie brachte mit »I just can't stop loving you«, »The way you make me feel«, »Man in the mirror«, »Dirty Diana« sowie dem Titelstück gleich fünf Nummer-1-Singles, die wieder von Aufsehen erregenden Videos begleitet wurden. In puncto Absatzzahlen blieb - und bleibt bis heute - »Thriller« jedoch unübertroffen; »Bad« verkaufte sich »nur« 25 Millionen Mal. Michael begab sich ab September 1987 mit einem 250 Mitarbeiter starken Tross auf eine aufwendige Welttournee, in deren Verlauf ihn etwa drei Millionen Menschen live sahen. 1988 veröffentlichte er seine Autobiografie »Moonwalk«, die seine Fans jedoch weitgehend enttäuschte, da sie keine schlüpfrigen Details oder Geheimnisse seines Privatlebens enthielt. Im gleichen Jahr brachte er auch seinen ersten Spielfilm, »Moonwalker«, in die Kinos, in dem er sich, mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, als Beschützer der Kinder gebärdete (»Moonwalk« war die Bezeichnung für Jacksons Tanzstil). Nach einer Ruhepause und einem Umzug in sein »Neverland« genanntes Riesenanwesen in Santa Ynez Valley machte sich »Jacko« (so sein Spitzname) 1991 an die Produktion eines neuen Albums. Zuvor hatte er sich mit Sony Music auf einen Plattenvertrag geeinigt, der alles bislang Dagewesene in den Schatten stellte. Jackson verpflichtete sich, innerhalb von 15 Jahren sechs Alben zu produzieren, für die ihm die Firma jeweils 5 Millionen Dollar Festgage zuzüglich 20 Prozent der Erlöse zusicherte. »Dangerous« erschien am Jahresende, schoss wieder einmal an die Spitze sämtlicher Hitparaden (vier Millionen verkaufte Exemplare innerhalb des ersten Monats) und enthielt mit »Black or white«, »Remember the time«, »In the closet«, »Heal the world« und »Give in to me« wieder Supersingles, die weltweit Erfolg hatten und wieder von aufwendigen Videos begleitet waren.
 
 »HIStory« - kein Ende der Geschichte
 
Anfang 1993 gab der medienscheue Michael sein erstes Fernsehinterview seit 14 Jahren und äußerte sich vor etwa 100 Millionen Zuschauern zu seiner schwierigen Kindheit, seiner damaligen Beziehung zu Brooke Shields, zu seinem von Liz Taylor verliehenen Titel »King of Pop«, seiner Hautfarbe und allem, was die Öffentlichkeit sonst noch interessierte. Seine auch im Interview bestätigte große Zuneigung zu Kindern drohte kurz darauf, ihm das Genick zu brechen, denn im August des Jahres trat ein Zahnarzt aus Beverly Hills mit der Meldung an die Öffentlichkeit, Michael Jackson habe sich an seinem 13-jährigen Sohn Kevin vergangen. Die Boulevardblätter in aller Welt hatten ein neues Lieblingsthema, das über Monate für Auflagen sorgte. Es kam nicht zur Anklage, doch Michael war auch so mit den Nerven am Ende und einigte sich nach langem Hin und Her mit der Familie außergerichtlich. Wie um zu beweisen, dass er nicht pädophil oder homosexuell veranlagt war, und um das Imagetief zu überwinden, heiratete er 1994 Lisa Marie Presley, die Tochter des großen Elvis. Die Ehe, von vielen bereits von Anbeginn an als Publicityaktion eingeschätzt, wurde zwei Jahre später wieder geschieden. Mit riesigem Promotionaufwand und als weltweites Medienspektakel wurde dann 1995 die Doppel-CD »HIStory - Past, present and future book 1« veröffentlicht, eine erneute Nr. 1, deren eine Hälfte alte Hits und die andere 15 neue Songs enthielt. Insbesondere der engagierte »Earth song« sorgte nun dafür, dass auch bislang weniger interessierte Käuferkreise gewonnen werden konnten (neun Millionen verkaufte Exemplare innerhalb der ersten drei Monate). In Michaels Privatleben kehrte - nach einem Zusammenbruch im Dezember 1995 und einen Krankenhausaufenthalt - erst 1996 etwas Ruhe ein. Er heiratete die langjährige Freundin Debbie Rowe, die am 12. Februar 1997 den gemeinsamen Sohn Prince Michael zu Welt brachte. Am 3. April 1998 gebar sie die Tochter Paris Michael Katherine. Die Ehe wurde 1999, offenbar einvernehmlich, geschieden. Musik legte Michael 1997 in Form der Remix-LP »Blood on the dance floor« vor, die auch fünf neue Stücke enthielt. Erstmals seit vielen Jahren erreichte eine Platte von Jacko nicht die Spitze der US-Charts. Einen neuen Anlauf nahm er im Herbst 2001 mit seinem Album »Invincible« - auch nach der Jahrtausendwende geht die Karriere des Superstars weiter.

Universal-Lexikon. 2012.

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